Frieder Wegert (1895 – 1980)

Kindheit und Jugend

Martin Friedrich (Frieder) Wegert wird am 31.8.1895 als zweites der sieben Kindern von Friedrich Martin Wegert und seiner Ehefrau Marie Theresie (geb. Zschunke) in Böhrigen (Sachsen) geboren. Der Vater ist Stuhlbauer und Tischlermeister, die Mutter Schneiderin. Nachdem sie 1925 verstorben ist, heiratet der Vater 1928 Martha Elisabeth (geb. Kirsten) und adoptiert deren Tochter Elisabeth Gertraute.

Fritz, wie der junge Frieder Wegert in seiner Familie genannt wird, entwickelt bereits früh Interesse an zeichnerischer und malerischer Betätigung, er liebt die Natur, schreibt Gedichte und musiziert. In seiner Jugend scheint er auch sportlich aktiv gewesen zu (im Bild oben in der Mitte). Es wird berichtet, dass er in geselliger Runde auch einen Kopfstand auf dem Tisch vorgeführt hat.

Martin Friedrich (Frieder) Wegert um 1910

Ausbildung

Nach dem Abschluss der örtlichen 8-Klassenschule erhält FW eine Ausbildung in verschiedenen handwerklichen und künstlerischen Berufen.

Zunächst erlernt er in der väterlichen Werkstatt die Grundlagen des Schreinerns. Von 1911 bis 1913 wird er in der Sächsischen Glasmanufaktur C. Hey (Rosswein) bei Felix Uhlig zum Musterzeichner für Glasdekoration und Graveur ausgebildet. In der Malerfirma von Georg Wilhelm (Radebeul) ist er 1914 und 1915 als Dekorations- und Schriftenmaler tätig.

Krieg und Familie

Nach einem Kriegseinsatz an der Westfront von 1916 bis 1918
arbeitet Frieder Wegert als Gestalter und Schriftenmaler beim Ofensetzer Otto Saupe in Rosswein und heiratet 1920 dessen Tochter Elisabeth. Im Dezember 1921 wird ihr Sohn Gottfried geboren. Die Ehe wird 1934 geschieden.

Kunsthandwerk

In den Folgejahren vertieft FW seine kunsthandwerklichen Qualifikationen. So arbeitet er als Bildhauer in der Bau- und Möbeltischlerei Richard Blaasch (Chemnitz), als Zeichner und Maler im kunstgewerblichen Atelier von Paul Ahnert (Rosswein) und in den Schwinge-Holzkunst-Werkstätten (München).

Ausbildung in München

Nach dem Tod seiner Mutter verlagert Frieder Wegert 1925 seinen Lebenschwerpunkt ganz nach München und wendet sich endgültig der Kunst zu. Frau und Sohn bleiben in Rosswein.

An der Städtischen Gewerbeschule besucht er von 1925 bis 1927 Kurse im Musterzeichnen bei August Heck, in Architektur und Innendekoration bei Willi Erb, für monumentale Malerei und farbige Raumgestaltung bei Lois Gruber und erlernt die Schleiflacktechnik bei Karl Stephan.

Akademie der Bildenden Künste

1927 immatrikuliert sich Frieder Wegert an der Akademie der bildenden Künste in der Malklasse von Julius Dietz und
tritt dem „Reichsbund deutscher Kunsthochschüler“ bei.

Design im Stil des Art Deco

Parallel zu seinen Studien schreibt Wegert Beiträge für verschiedene Fachzeitschriften des Malerhandwerks und arbeitet als Designer im Auftrag verschiedener Unternehmen.

Innenraumententwürfe

Zwischen 1928 und 1930 verfasst Frieder Wegert drei Mappenwerke zur Raumgestaltung:

  • „Flächenbelebungen“ (Callwey-Verlag)
  • „Die Farbe als Stimmungselement – Flächen- und Raumlösungen für Malerei und Spritztechnik“ (Callwey)
  • „Neue Farbenklänge“ ( Verlag von J.H.Hofmann)

Es ist der Farbe ureigenste Bestimmung, das Besondere, das Charakteristische ihres Trägers sinnvoll auszuprägen und wirkungsvoll zu erhöhen. Farbton ist Klang. Die Fülle der Töne aber vereint die mit abgestimmten Farben belebten Dinge zur Harmonie. Harmonie wiederum, wo sie auch in der Welt sei, löst Wohlgefallen, Freude und Friede in uns aus. Und in diesem Sinne, rein als Stimmungsmaterial, sei das vorliegende Werk zuallererst gegeben.“

Tafel 2 aus „Die Farbe als Stimmungselement“

Künstlerische Anerkennung

Die erste Anerkennung seiner künstlerischen Arbeiten durch ein breiteres Publikum finden acht Werke eines Zyklus zur Faust-Thematik in der Ausstellung „Faust auf der Bühne“, die im Goethe-Lessing-Jahr 1929 in Braunschweig stattfindet. Danach wendet sich Frieder Wegert vollständig der bildenden Kunst zu und lehnt Anfragen aus dem Bereich des Designs prinzipiell ab.

Rita Pfefferkorn

In dieser Zeit lernt Frieder Wegert die 19 Jahre jüngere Rita Pfefferkorn kennen. Der sich entwickelnde Konflikt mit seiner Rossweiner Familie führt nach schwerer Krise zu einem Erweckungserlebnis, in dessen Folge sich Wegerts Malweise inhaltlich und stilistisch grundlegend verändert.

Nach der Scheidung von seiner Ehefrau Elisabeth heiratet Frieder Wegert 1937 Rita. Sie ist ihm lebenslang eine treue Gefährtin und unterstützt ihn in jeder Hinsicht.

Geheimnisse der Inspiration

Nach einer intensiven Schaffensphase gelingt der künstlerische Durchbruch: 1934 ist Frieder Wegert mit über 50 Werken auf der internationalen Ausstellung „Geheimnisse der Inspiration“ vertreten und findet Anerkennung bei Publikum und Kritikern. Josef Stolzing-Cerny schreibt:

„Was mich indessen in dieser Ausstellung am meisten fesselte, waren die Bilder von Martin Friedrich (Frieder) Wegert … Den Ausdruck seiner Visionen vermittelt eine ganz eigene Technik in Öl und Tempera; eine ungewöhnlich zarte Farbgebung, in der die Zeichnung restlos aufgeht . Die Abstimmung der Farben ist von außerordentlichem Dufte, man gewinnt den Eindruck, in einer Welt zu sein, in der die Materie in Glanz und Licht aufgelöst ist.“

„Ordusilia Gran“, eine Vision „kosmischer“ Blumen

Mehrere Bilder werden von der Lenbach-Galerie angekauft und vom Hanfstaengl-Verlag großformatig und als Kunstpostkarten reproduziert.

Freischaffend in München

Von 1930 bis 1943 feiert Frieder Wegert Erfolge als freischaffender Künstler in München. Diese Zeit ist durch vielfältige Kontakte und regen geistigen Austausch geprägt. Regelmäßige Zusammenkünfte widmen sich Themen aus Kunst, Religion, Theosophie, Anthroposophie, Esoterik, Spiritismus. Eine Zeit lang verkehrt er in okkultistischen Kreisen um Schrenck-Notzing.

1937 erscheint in „Westermanns Monatsheften“ der Bildbericht „Der Maler Frieder Wegert„. Im Briefwechsel mit dessen Autor Dr. Hans Kern distanziert sich Wegert von okkulten Einflüssen: „Ich bitte […] alle von dem Stammwort okkult sich ableitenden Wörter zu vermeiden. Ich möchte rein nur als christlicher Mystiker angesehen […] werden.“

Wegert steht Ideen um Jakob Böhme und Jakob Lorber nahe und korrespondiert mit dem unter dem Pseudonym G.W. Surya publizierenden Georgievitz-Weitzer, der Wegerts Erweckungserlebnis (ohne Nennung des Namens) in seinem Buch „Paracelsus richtig gesehen“ beschreibt.

Um 1935 im Münchner Atelier

Kreuzfahrt nach Madeira

Ein Mäzen ermöglicht Frieder Wegert 1934 eine Kreuzfahrt, die von Bremerhaven durch den Ärmelkanal nach Lissabon, weiter zu den kanarischen Inseln und Madeira, dann über Marokko, Sevilla, Gibraltar, Algier, Palermo, Neapel und Pompeji schließlich nach Genua führt. Auf der Reise entstehen viele Grafiken, die teilweise direkt vor Ort verkauft werden.

FW beim Zeichnen auf Teneriffa. Die zweite Dame von rechts ist Erna Pabst, die Ehefrau des Finanziers der Reise.
FW vor dem Hotel Monte Palace auf Madeira

Erste Kriegseinwirkungen

Im Herbst 1942 erreichen die alliierten Luftangriffe das Münchener Stadtgebiet. Ritas Eltern und ihr Bruder gehören zu den 30 Opfern, die beim ersten schweren Bombardement in der Nacht vom 19. zum 20. September im Keller des Mietshauses Elisabethplatz 3 den Tod finden.

Der propagandawirksamen Beisetzung der Münchener Opfer in 143 Särgen unter Hakenkreuz-Decken auf dem Nordfriedhof entziehen sich Rita und Frieder – sie lassen ihre Angehörigen auf dem Waldfriedhof bestatten.

Zerstörung des Münchner Domizils

Nachdem Rita im Sommer 1943 in einer Vision die gesamte Mittererstraße, in der sich Wohnung und Atelier befinden, in
Trümmern sieht, entschließen sich die Eheleute, München zu verlassen und in Frieders Heimat Schutz zu suchen. Der unter großen Schwierigkeiten organisierte Möbeltransport erreicht Chemnitz am 6. September. In der darauf folgenden Nacht wird das Haus Mittererstraße 9 völlig zerstört.

Ende November 1943 stürzt ein deutsches Flugzeug direkt in das frühere Atelier Frieder Wegerts in der Schellingstraße.

Aus einem Brief des befreundeten Rahmenbauers Hans Emmert

Tragödien nach Kriegsende

Nach Rückkehr ins Striegistal gestalten sich die Lebensumstände schwierig. Das Paar wohnt zunächst bei Frieders Bruder Georg in Arnsdorf, Möbel werden eingelagert. Später erfolgt der Umzug ins elterliche Haus, in dem auch ein Atelier ausgebaut wird.

Am 27.7.1945 bringt die Adoptivschwester Gertraute Fellendorf, deren Ehemann an der Ostfront vermisst wird, Frieder Wegerts Sohn Thomas zur Welt.

Gertraute Fellendorf mit Thomas

Seine ebenfalls schwangere Ehefrau Rita stirbt am 13.8.1945. Wenige Monate darauf erstickt der kleine Thomas beim Essen eines Kekses.

Das Grab des kleinen Thomas

Frieder Wegert
Margot Spitzer

Nur eine Woche später heiratet Frieder Wegert seine dritte Ehefrau Margot (Maya), geborene Kießling, verwitwete Spitzer. Die Ehe hält nur wenige Monate.

Stabilisierung

Auf einer Kunstausstellung der Jugend begegnet Frieder Wegert 1947 der 30 Jahre jüngeren Waltraud Möbius. Sie malt
und zeichnet, ist kunstinteressiert und hat eine kaufmännische Ausbildung. Frieder Wegert erklärt sich bereit, ihr künstlerisches Talent zu fördern und stellt sie als Assistentin ein. Die Ehe wird 1950 geschlossen, der Sohn Elias wird 1955 geboren.

Die Hochzeit von Frieder und Waltraud

Bis zur 1964 erfolgten Scheidung lebt Frieder Wegert in stabilen familiären Verhältnissen und konsolidierten Arbeitsbedingungen. In der Hoffnung, im Striegistal eine neue Heimstatt gefunden zu haben, lehnt er alle großzügigen Angebote zur Rückkehr in sein früheres Arbeitsumfeld ab, bleibt aber lebenslang mit Freunden und künstlerischen Kreisen in Westdeutschland in engem brieflichem Kontakt. Diese unterstützen ihn fortan insbesondere auch bei der Beschaffung von Arbeitsmaterial.

Aus dem Brief eines Kunstfreundes

Blick in Frieder Wegerts Böhrigener Atelier mit einem von ihm selbst entworfenen und gebauten Grafikschrank
Frieder Wegert: „Mein Atelier in Böhrigen“

Bis zur 1964 erfolgten Scheidung lebt Frieder Wegert in stabilen familiären Verhältnissen und konsolidierten Arbeitsbedingungen. In der Hoffnung, im Striegistal eine neue Heimstatt gefunden zu haben, lehnt er alle großzügigen Angebote zur Rückkehr in sein früheres Arbeitsumfeld ab, bleibt aber lebenslang mit Freunden und künstlerischen Kreisen in Westdeutschland in engem brieflichem Kontakt. Diese unterstützen ihn fortan insbesondere auch bei der Beschaffung von Arbeitsmaterial.

Künstlerischer Neubeginn

Schon kurz nach Kriegsende belebt sich die regionale Kunstszene wieder. Die „Künstlergruppe zu Rosswein“ stellt über die Jahreswende 1945 zu 1946 Werke von Frieder Wegert in einem Rossweiner Schaufenster aus. Im April 1947 findet im Döbelner Stadtmuseum die erste Kunstausstellung des Kreises statt, an der sich 56 Künstler beteiligen. Wegert ist mit vier Werken vertreten und wird in einer repräsentativen Besucherumfrage am Besten bewertet.

Besondere Beachtung finden die Bilder „Morgenstille am Meer“ und „Der König der Berge“. Sie entsprechen allerdings nicht dem neuen Kunstverständnis.

Der König der Berge
Morgenstille am Meer (Reproduktion des farbigen Originals)

Neue Machtverhältnisse

In den Jahren nach Kriegsende geht es um die Sicherung der materiellen und künstlerischen Existenz. Wegert, der in der Zeit des Nationalsozialismus kein Widerstandskämpfer war, aber zum Regime zunehmend auf Distanz ging, passt sich den Verhältnissen an. Er kandidiert für den Gemeinderat (lehnt das ihm angetragene Amt aber aus gesundheitlichen Gründen ab) und tritt kurzzeitig sogar der SED bei. Auch künstlerisch versucht er, den neuen Machthabern entgegen zu kommen. Zu seinen Auftragsarbeiten gehören Bildnisse von Lenin und Stalin, ein Portrait für einen Offizier der Sowjetarmee und ein monumentales Plakat im öffentlichen Raum. Wegert selbst bezeichnet diese Bilder später als „Zeitdokumente“.

Der erste Mai auf dem Lande 1947

Die Konflikte nehmen zu

In der Folgezeit gerät Wegert in wachsende Konflikte mit der offiziellen Kunstpolitik. Mit Schreiben vom 13.12.1950 wird sein Antrag auf Aufnahme in den neu gegründeten Verband Bildender Künstler wegen mangelnder Qualifikation von der Gutachter-Kommission des Landes Sachsen abgelehnt.

Dem im Januar 1951 bei der zentralen Gutachterkommission eingereichten Einspruch wird im Oktober stattgegeben.

Zurückweisung durch Kirchenvertreter

Trotz der Ablehnung durch staatliche Stellen erhofft sich FW zumindest die Anerkennung seiner religiösen Werke seitens der Kirche – und wird ebenfalls enttäuscht: Alle sechs 1950 zur Wanderausstellung „Kunst der Kirche“eingereichten Werke werden wegen ihres fehlenden „wirklich christlichen Inhalts“ zurückgewiesen. Für Wegert bricht eine Welt zusammen. Er reagiert empört und erkrankt.

Aus Wegerts Antwortschreiben vom 6. Juni 1950

Eines der eingereichten Bilder: „Niemand empfängt des Lebens Krone umsonst“

Während Frieder Wegert bei den jährlichen Kunstausstellungen des Bezirkes Leipzig im Grassi-Museeum 1953 und 1954 vertreten ist, werden in den folgenden Jahren alle seine eingereichten Arbeiten abgelehnt. Erschwerend wirkt in dieser Situation, dass der Wohnort des Künstlers nach einer Kreisreform nicht mehr dem Bezirk Leipzig sondern Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) zugeordnet wird.

Kunstausstellung des FDGB 1960

Im Jahr 1960 veranstaltet der Freie Deutsche Gewerkschafts-bund anlässlich der 2. Arbeiterfestspiele in Karl-Marx-Stadt eine zentrale Ausstellung, auf der ein mit 10.000 Mark dotierter Kunstpreis des FDGB vergeben werden soll.

Aufgrund schlechter Erfahrungen lehnt Wegert die Teilnahme zunächst ab. Nach expliziter Aufforderung des Verbands reicht er doch noch zwei Werke ein, deren Vorschläge von Werktätigen größerer Industriebetriebe unterstützt werden (müssen).

Sie sind zwar im gedruckten Katalog bereits verzeichnet, werden aber aus der Ausstellung vor der Eröffnung wieder entfernt. Das Bild „Mephisto im Tal der Lemuren“ wird 1969 vom Goethe-Nationalmuseum in Weimar angekauft – ein später Triumph.

Auszug aus dem Schreiben der delegierenden Belegschaft

Rückzug ins Private

Nach diesen frustrierenden Erfahrungen zieht sich Frieder Wegert aus dem offiziellen Kunstbetrieb zurück. Seinen Unterhalt verdient er fortan durch den regionalen und überregionalen (auch internationalen) Verkauf seiner Werke sowie durch Honorare für Kunstpostkarten, die nach seinen Vorlagen von mehreren Verlagen gedruckt werden.

Familiäre Krisen und Abschluss des Lebenswerkes

Wegerts vierte Ehe scheitert 1964. Nach der belastenden Trennung von Frau und Kind tritt die Muse Adelheid Siepert in sein Leben und bringt neuen Lebensmut und Schaffenskraft. Sie ist versiert im Maschineschreiben und erledigt auch die umfangreiche Korrespondenz.

Diese Phase ist jedoch nicht von Dauer. Als Adelheid Walter Ernst heiratet, sucht Frieder Wegert über eine Zeitungsannonce nochmals eine neue Lebenspartnerin, die ihm auch Hilfe für Haushalt und Beruf sein soll.

Die 1970 mit der aus der Ukraine stammenden Wera Hamann (geb. Treptau) geschlossene Ehe enttäuscht beide Partner und endet bereits 1973.

Auch Adelheid lebt wieder zeitweise bei Wegert. Mit ihrer Unterstützung kann er unvollendete Arbeiten abschließen und einige neue Gemälde schaffen. Er fasst seine Lebenserfahrungen in einem handschriftlichen Manuskript zusammen, das Adelheid als künstlerisch gestalteten Text mit Schreibmaschine umsetzt. Einige Exemplare des zweibändigen Werks „Gott lebt, ja wahrhaftig, er lebt“ sind prachtvoll gebunden und mit Reproduktionen ausgestattet. Aus Sorge, dass sie von staatlichen Stellen konfisziert werden könnten, lässt er sie durch Freunde an sicheren Orten des In- und Auslands deponieren. Eine gut ausgestattete Fassung (mitte und rechts unten) wurde bis 2022 in der Etzdorf-Marbacher Kirchgemeinde aufbewahrt und befindet sich jetzt wieder im Frieder-Wegert-Archiv und. Der Verbleib des in Pergament gebundenen Erst-Exemplars ist bis heute unbekannt.

Adelheid Siepert Ende der 1960er Jahre
– sie stirbt 1975 durch Suizid –
Prachtband in Pergament
Aufbewahrungskasten von Band 1
Vorderseite des ersten Bandes

Späte Anerkennung

Die nach 1971 einsetzende Liberalisierung der offiziellen Kunstpolitik der DDR bringt auch für Frieder Wegert Erleichterungen. Zusätzlich zu seiner monatlichen Rente von 150 Mark wird ihm ab 1975 durch das Ministerium für Kultur für seine „besonderen Leistungen bei der Entwicklung der bildenden Kunst“ und „langjährige Tätigkeit im Verband Bildender Künstler der DDR“ eine Ehrenpension von 300 Mark zugesprochen.
Dadurch ermutigt, reicht Wegert nochmals fünf Werke zur achten Kunstausstellung der DDR in Dresden ein.

Obwohl auch dieser letzte Versuch des über 80-Jährigen scheitert, werden Künstlerkreise auf FW aufmerksam. In der Folge gibt es mehrere Besuche von Kollegen, darunter von Vertretern des Verbandes und der Gruppe Clara Mosch.

Schließlich finden 1978 und 1979 auf Initiative von Michael Morgner und Georg Brühl in der Karl-Marx-Städter „Galerie Oben“ doch noch zwei Ausstellungen mit Wegerts Beteiligung statt. Die erste zeigt frühe Raumkunstentwürfe im Stil des „Art Deco“, die zweite ist eine umfangreichere Personalausstellung gemeinsam mit Carlfriedrich Claus.

Die Kunstsammlungen Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) erwerben das Werk „Im Kristall-Land“ aus Wegerts „kosmischer Periode“ der 1930er Jahre.

„Seerosen im Spiegel des Felsenriffs“ aus den 1970er Jahren
„Im Kristall-Land“ aus dem Jahr 1931, Rahmen von Hans Emmert und Frieder Wegert (Kunstsammlungen Chemnitz)
Frieder Wegert Mitte der 1970er Jahre

Im März 1980 erleidet Frieder Wegert einen Schlaganfall und stirbt am 25.3.1980 im Krankenhaus Frankenberg. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Waldfriedhof in Böhrigen.

Diese Biographie basiert auf Unterlagen im Nachlass von Frieder Wegert im Besitz seines Sohnes Elias und Gesprächen mit dessen Mutter Waltraud Ssuschke (der vierten Ehefrau von FW). Weitere Dokumente wurden von Dr. Ulrich Krieger und Reimund Lebeis zur Verfügung gestellt. Maßgeblichen Anteil an der Klärung einiger Sachverhalte hatten Recherchen und Interviews, die Eberhard Keil mit Zeitzeugen geführt hat. Ihm ist auch die geradezu abenteuerliche Entdeckung der Fotoalben von Getraute Fellendorf im Besitz von Thoma Lisac zu verdanken.

Eine ausführlichere Darstellung des Lebens von Frieder Wegert findet man in Eberhard Keils Buch „Striegistal im Umbruch“, ISBN 978-3-934136-10-6, das auch direkt vom Verlag bezogen werden kann: bik@bik-buch.de.

Eine (leicht modifizierte) PDF-Version ohne Bilder kann hier heruntergeladen werden.